Musikverein Harmonie Balzhofen e.V.

Kapellen mit vielen Ausnahmetalenten

Blasmusik-Doppelkonzert von „Harmonie“ Balzhofen und Original Burg-Windeck-Musikanten Ottersweier

Bühl - Ein Blasmusik-Doppelkonzert mit sinfonischen Tondichtungen, expressiver Filmmusik und glänzend aufgelegte Solisten haben knapp 400 Besucher im Bürgerhaus erlebt. Der gastgebende Musikverein „Harmonie“ Balzhofen knüpfte dabei an seine erfolgreiche Konzertreihe „Menschen machen Musik“ an. Die Original Burg-Windeck-Musikanten aus Ottersweier bereicherten das Konzertprogramm als Gastkapelle mit einer differenzierten Auswahl klassischer und zeitgenössischer Blasmusikliteratur.

„Wir wollen nicht nur unterhalten, sondern auch Menschen zusammenbringen“, betonte „Harmonie“-Vorsitzender, Bernd Lienhart, mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und im Nahen Osten. „Unsere Musik soll eine unpolitische Antwort auf Krieg und Gewalt sein“, ergänzte er. Ganz unpolitisch gelang den Gästen unter der Leitung von Dominik Kist mit der „Festlichen Intrade“ ein ereignisreicher Start ins Konzertprogramm. Das von den Blechbläsern dominierte, doppelchörige Werk bestach durch den musikalischen Dialog zwischen dem Orchester auf der Bühne und einem Quintett aus drei Posaunen und zwei Trompeten, das von der Bürgerhaus-Empore kernig in den Saal intonierte. Atemberaubend schnelle Tonfolgen gepaart mit einer feinen Intonation kennzeichnete das Querflöten-Duett „Celtic Flutes“. Nicht allein für die technisch ausgereift wirkende Interpretation, sondern vor allem für die Präzision, mit der die 17-jährige, Annabel, und ihre 25-jährige Schwester, Franziska Steuerer, auf ihrem musikalischen Ritt durch den dichten Notendschungel unterwegs waren, gab es tosenden Applaus als verdienter Lohn für eine gelungene Aufführung.

Den Schritt vom „badisch-otterschwierischen“ Dialekt zur Gesangsnummer in schwedischer Sprache wagte Julia Bühler bei „Gabriella’s Sång“ vom gleichnamigen Musical-Drama. Dynamisch gleichmäßig steigernd, mündete die zurückhaltend und schüchtern beginnende Vokal-Interpretation über eine von häuslicher Gewalt geprägten Sängerin in einem überzeugenden Finale mit einer kämpferischen Botschaft. Kommunikativ in musikalischer Hinsicht war auch Pascal Steffens bei seinem Tenorhorn- und Posaunensolo „Was ich Dir sagen will“ unterwegs. Der Ausnahmekönner in den Reihen der Burg-Windeck-Musikanten intonierte den Udo-Jürgens-Klassiker ganz ohne Noten und erklomm dabei auch schwindelnde Tonhöhen treffsicher. Zu einer abenteuerlichen, vorweihnachtlichen Zugfahrt entführte das Orchester bei der Konzert-Suite „Polar Express“. Spielend gelangen den Musikerinnen und Musiker die häufigen Tempiwechsel bei den Eisenbahnzwischenstopps, während die Percussion-Truppe das Rattern über die Bahnschwellen rhythmisch gleichmäßig-präzise imitierte.

Beim Erklingen der ersten Takte des Balzhofener Blasmusikorchesters in der Auftragskomposition „San Carlo“ fiel der kompakte Klang des vom langjährigen Dirigenten, Patrick Groß, geleiteten Ensembles auf. Eingerahmt in Fanfarenklänge forderte die Auftragskomposition von den Akteuren aus dem Bühler Stadtteil wegen dem ungewöhnlichen Wechselspiel zwischen Sechs-Achtel- und Zwei- beziehungsweise Drei-Viertel-Takten höchste Aufmerksamkeit. Patrick Groß generierte mit seinem Orchester bei der sinfonischen Dichtung „Mt. Everest“ eine anschauliche Tonsprache, die eingebettet in robuste Bass-Melodien, mitreißende Holzbläser-Passagen und treibende Rhythmen, das wuchtige Massiv des höchsten Berges der Erde musikalisch zu beschreiben vermochte.

Andreas Hacken, selbst eingefleischter Blasmusiker, unterhaltsam und bisweilen mit einem Schuss Selbstironie launig durch den Abend führend, kündigte dann mit der quirligen Komposition „Golden Peak“ ein sehr dynamisches und rhythmisches Stück an. Dem Orchester gelang es gut, die Gegensätze zwischen der Betriebsamkeit einer französischen Kurstadt und die Ruhe in deren unmittelbarer Umgebung in stimmigen Harmonien auszudrücken. Wohlklingende Tonfolgen aus den absoluten Tiefen des Notenkellers entlockte Julian Meier seiner Tuba bei seinem Solo-Auftritt mit dem Titel „Für Theresa“. Der talentierte Bassist überzeugte mit vollem Tonvolumen, rundem Klang und weichen Tonansätzen. Mit einem Medley ihrer größten Erfolge gedachten die Balzhofener Blasmusiker der im Mai verstorbenen Rock-Ikone Tina Turner, bevor eine mit Dixieland-Combo und Rumba-Beat-Elementen aufgewertete Melodienfolge aus dem Singspiel „Im weißen Rössl“ das Konzertprogramm beschloss. (Text: Ingbert Ruschmann)

 


Der Balzhofener Tubist Julian Meier brilliert als Solist beim Doppelkonzert im Bühler Bürgerhaus.

 


Boten beim Doppelkonzert im Bürgerhaus unter der Leitung von Patrick Groß beste blasmusikalische Unterhaltung: Die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins „Harmonie“ Balzhofen.

 

 

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